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der

Geſellſchaft

des

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in Böhmen.

Zweiter Jahrgang.

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Prag, im Verlag des bbhmiſchen Mufeums.

1828,

Veqt e Karieſtee iin,

Von Karl Egon Ebert.

0000000000 I. Sm Thal unter der Veſte.

Banderer.

O velch ein Anblik thut fh auf

Mit einem Mal den überraſchten Bliken!

Sie ſtarren trunken dort hinauf,

Das Herz erbebt in Staunen und Entzüfen. Welch rief’ge Veſte ragt da oben,

So Fühn erhoben,

So innig feft dem grauen Fels vereint,

Daß eine Burg der Feld, die Burg ein Felfen ſcheint! Wie weit umläuft des Zafenwalles Bogen

Des Berges Hals in Doppelreih’n

Bald aufwärts fteigend, g’rad bald hingezogen,

Bald tief herab ſich firefend ind Geitein ;

Und wie fo herrlich praitgt das Haus,

Wie fhaut der Thurm gebiet’rifch weit Pu

Wie freundlich ladend winfen

Die grünen Baum’ aus dunklen Mauerzinfen ! 1*

4

Sezt fällt der Strahl des Mittags auf den- Bau, Die hohen Giebel glüh'n und ſchimmern, Die Fenſter alle glänzen, flimmern, O herrlich Bild, o wunderſel'ge Schau!

Waidgeſelle. (kommt fingend.)

Du rothe Sonn', ich grüße dich ſchön, und freue mich deiner Pracht, Werde dich heute lang' nicht ſeh'n Sn dunkler Forſten Nacht. Doch, machſt du müde dein Auge zu, So gönn' mir den lezten Schein, Wenn ich raſtend am Abend ruh' Am Wieſengrund im Hain.

Gott grüß' did), Wand'rer, ſey dir hold der Tag!

Wanderer.

Den guten Gruß zurüke!

Doch weile, Freund, bis ich erkunden mag, Welch Wunder bier erſcheinet meinem Blike. Zwar bin ich heim in dieſem Lande, Doch auswärts zogen früh mich harte Bande, Gar feſt geſchlungen,

Die aufzulöſen mir erſt jest gelungen.

Hier bin ih nun nad) langem Pilgerlauf, Das vaterländ’fhe Herz, es geht mir auf, Das Auge bleibt an Erd’ und Himmel bangen; Verweilen möcht ich dort und bier, Und taufend Arme wünſcht' ich mir,

‚um alles Heim’fhe brünftig zu umfangen.

So fteh’ ich eben jest begeiftert vor, dem Bau, Der hier emporftrebt in des Himmels Blau ; Wie nennt ihr dieſe Burg, und welche Kunte Kannt du aus treuem Munde

Don den Gefhifen, fo fie mußt’ erleben, Dem Fremdling in ver Heimath geben ?

Baidgefeltle.

Nur wenig, Herr, ift mir bekannt,

Und das vom Vater ber, der jelber mehr nicht wußte, Nur, daß der Karlftein diefe Burg genannt,

Weil fie durch König Karl entftand,

Und daß fie viel im Kriege dulten mußte.

Mehr weiß ich nicht; was Fümmert mic der Stein! Sch wantre Morgens in den Hain,

Und fine Abends mid’ vor unf’rer Hütte nieder;

Auch war ich nie noch in dem Schloſſe drin,

Ein jeglih Haus’ ift gegen meinen Sinn,

Ein alt Gemäuer ift mir gar zumider.

Mich freut nur Wald und Feld und grünes Leben, Und Sonn’ und Mond und Stern,

Und ſcheuem Wilde flüchtig nachzuſtreben, Iſt meiner Freuden Kern.

Doch lüſtet's euch, fo ſteiget dort hinan/

Wo um den Berg der Weg ſich windet,

Das Thor iſt Jedem gaſtlich aufgethan,

Und Alles, was ihr fragt, wird wahr euch dort gekündet. Lebt wohl, mich ruft ed ind Gehege

Biel Freude auf der Burg, viel Glük auf eurem Wege !

Wanderer.

Wie eng beſchränkt iſt dieſes Jünglings Luſt, Und füllt doch reichlich ſeine Bruſt!

Ihm iſt der Stein ein Stein,

Vergang'ne Zeit iſt ihm vergeß'ne Zeit, Nur Gegenwart ift fein,

Und die Natur in äuß'rer Herrlichkeit.

Wie anders fühlet, wer den Blik

Begierig in das Grau verrollter Tage fenfte,

6

Mer den bewegten Geift zurük

Zu Glük und Mißgeſchik entichlaf/ner Brüder lenkte. Diefelbe Sonne ift’$, die beil nun ſcheint,

Zu der das Volk vielleicht einſt laut empor geweint; Derſelbe Himmel iſt's, der blau, wie heut er lacht, Vielleicht herab einſt ſah auf eine Schlacht,

Die dieſen Boden, darauf mein Fuß jezt ruht,

Mit Leichen überſä't, getränkt mit Blut!

Es gab wohl einen Tag, da dieſe Höhen,

Die jezt ſo friedlich ſtehen,

Von Kriegsgeſchrei erſchollen, dieſe Lüfte

Der Todespfeil durchſchiffte,

Der Stein zur Waffe ward, der Wald zur Wehre, Für Unrecht und für Recht, für Wahrheit, oder Ehre. Doc gab's wohl Zeiten aud, wo dieje Raume

Bon Subelruf erflangen,

Mo in dem Schatten diejfer Baume

Beglüfte Menfchen fangen,

Und wo der Wald ringsum, der Bachesrand, die Weide Belebt von Frohen war, ein ſchöner Siz der Freude, Dies denfend, fteig’ ich zu der Burg hinauf,

Gewiß, daß ich gar viel des Selt'nen finden werde, O welche Freuden blüh'n mir ‚auf,

Seit ih betreten meine Heimatherde !

Il.

Sm Innern der Belle.

MW anderer. Wie herrlich Alles, was ich ſchon erblifte Sn kurzer Stunden Raum! Mas mid) zumeift erhob, zumeift entzüfte, Sch weiß es kaum;

u.

Sch fühle nur die Luft, die mir das Aug erheitert, Ein mähtig Hocgefühl, das mir die Bruft erweitert.

Führer.

Hier ſeht ihr das Gemach, drin König Karl geruht Gar oft in ſelbſtgewähltem Bann,

Darin er, tief erfüllt von frommer Gluth,

Auf Edelthaten fann.

Banderer.

O welche felige Genügfamteit!

Hier Fonnt’ ein Herr von vielen Thronen,

Der größte Herrfcher feiner Zeit,

Der edlen Künfte Freund und Schüzer wohnen ! Der Boden Stein, und das Getäfel Holz,

Sn diefer Armuth, welcher edle Stolz !

Und welh ein frommes, fürftlihes Gemüth, Das diefe Stätte fih ermahlte,

Hier, wo Natur, die rings fo fehon erbfüht, Getanfen und Gebet befeelte!

Stand je er hier mit finfterm Blik,

Entzweit vielleicht. mit dem Geſchik,

Der Kummer mußte bald fi) löſen;

Und ſtand er bier mit haßerfülltem Sinn,

Er ſchaute in die Weite hin,

Und war von allem Grimm genefen ;

Den Blik erhellte ihm das frifhe Grüne, Fortlächelte Natur den falt’gen Zug der Miene, Denn ihres Wefens Luft vermählt ſich jedem Wefen.

Führer. Euch zieht das Einzle all zu lange an, Wir dürfen keinen Augenblik verlieren; Kommt bier herab, die Treppen dort hinan, Die zu dem Thurmgebäute führen.

Wanderer. hr (im Gehen, für fi.) Wie ängſtlich zahlt der Kalte die Minuten Da, wo ich volfe Stunden möchte weilen, Ah, fruchtlos ſeufz' ih, anverwandten Gluthen Die Gluth des eignen Herzens mitzutheilen!

Sührer. a nr | (nachdem er die Treppen emporgeftiegen, eine Pforte auffehliehend.) * Nun ſollt ihr einen Saal erſehn von ſeltner Art, Drin ward des Landes Kron' verwahrt In fürm’fher Zeiten ſchweren Nöthen ; Ein Heiligthum war diefes Saales Raum, Ein irdifh Auge fah ihn Faum, Der König durft’ ihn nur, der Priefter nur betreten.

Banderenr, (eimtretend.) O welche Pracht und Herrlichkeit). In zauberiſchem Scheine! ar Die Wande ringsum weit und breit Boll bunter Edelſteine, ni Die Defe blau, und im Gewimmel Die Sonne, Mond und alle Sterne drauf, Der Erde Glanz, der Glanz der Himmel Thun beide fi) hier prangend auf! O ſchönes Sinnbild für die Krone, Der Bolfer höchſtes Gut, Die, ſtammend aus der höchſten Zone, Inzwiſchen Erd’ und Himmel prangend ruht; Bon oben glanzt der Sternenreih'n Auf fie bernieder, Gen unten aber ftrahlt fie wieder Bon allem bunten ird'ſchen Sein. Und an den Wänden rings die frommen Brüder, Sie ſchau'n hernieder

Mit ſorglich wachſamer Geberde,

Als ſchienen ſie zu ſagen:

„Wir wollen Sorge tragen, „Daß nie die Kron' entweiht von Frevlerhänden werde. Hat auch des Schikſals Walten .

in aller Zeiten wechſelnden Geftalten,

Das Heil’ge wahrend, Frevel fern gehalten,

Hat Freiheit es beftraft, geſchüzt das Recht?

Gib Antwort, Vorwelt, fprich, vermodertes Geflecht!

Führer. Nun ſchnell, der Abend bricht ſchon ein, Ihr müßt des Thurmes Zinne noch erſteigen, Dort wird ſich in der Sonne leztem any: | Die fhönfte Ausfiht eurem Bliken *

® @,.,.;D SuB 60 (aus der Zhüre ed, ) Was ſeh' ich da, wer lehnt bort an der Band, Die Harfe in der Hand? Das Haupt darauf geneigt fo filberweiß, Wer ift der Greis ? Füherer.

Es iſt ein Bänkelſänger, Herr die Veſte Durchkriecht der Alte ſtets, und grüßt die Gäſte Mit ſeinem Harfenſpiele; Um kleinen Dank ſingt er der Lieder viele,

Auch kreiſcht von Karlſtein er aus alten Tagen Gern wunderbare Sagen.

Wanderer. (zu dem Alten, der ihn mit Darfenklängen begräßt,) Du Alter, fing’ von Karlftein mir ein Lied, Da Leben noch in diefen Mauern, Und friſche Kraft und That geglüht.

410

Alter.

Soll's euch zum Trauern, Soll's euch zum Lachen bringen? Ich weiß euch wohl der Lieder mehr zu ſingen.

Wandere r. Wie dir gefällt mir gilt es gleich; Ein hübſches doch für eine gute Spende.

Alter.

So ſing' ich eines euch, Das trüb zuerſt, und Aächerlich am: Ende. cingt und fpielt.) Ein ernfthaft Lied, ein ernſthaft Lied Bon Krieges Noth und Yein. " Ein luſtig Lied, ein fuftig Lied Vom Bor und Schneiderlein,

Bor Karlftein lag Brinz Koribut Mit feiner Polen Troß,

Und auch der Prager bunte Schaar Umlagerte das Schloß.

Rings auf den Bergen hielten fie, Verſtekt in fihrem Forſt,

und warfen Steine in die Burg, Daß Dad) und Zinne borſt.

und Kugeln flogen pfeifend bin, Und Pfeile hageldicht;

Doch wankte in den Mauern drin Der Muth der Tapfern nicht.

Sie hielten ſich viel Monden lang; Doch endlich kam die Noth,

Sie hatten keine Speiſe mehr, Kein elend Krümmlein Brod.

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Der Hunger warf die Beften bin,

Die Andern fiehten ſchon;

Man hört! im Schloffe, wie im Grab, Nicht einen Iauten Ton. jr

Da ſprach ein ſeltener Kumpan, ı Der ſtets noch munter blieb:

„Ei, Brüder, eh’ ich andern muß, „Thut mir noch ein’s zu Lieb’.

„Der Prager Hauptmann lobefan, „Der nun ein Ritter iſt,

„Er war vor wenig Monden noch, „ein Schneider, wie ihr wißt.“

„Mit Eurzer Nadel fpießt’ er fonft „Wohl manden harten Knopf,

„Nun fpießt er mit dem langen Schwert „Manch harten Feindeskopf.“

„Dem: möcht’ ich einen Spuk noch thun, „Eh' mir der Tod ihn thut,

„Dem Helden riß ich gern entzwei „Den angenähten Muth.‘

„Da ſchleicht im Schloß fo müd' und matt „Ein Böklein ſchmal und krumm;

„Was ſoll das arme Thier allein?

„Ich bring’ es eilig um.“

„Ab zieh’ ich ihm die fchlaffe Haut, „Und theil’ es halb zur Stell, „Und fireue Haare drauf vom Reh, „Aus altem. Gattelfell,‘‘

„Dem Hauptmann send’ ich einen Theil, „Als wär’s ein friſches Wild;

„Ich wette, daß den Edlen drob

„Ein ſchaurig Staunen füllt.“

12

„Wir aber Hier verfanmmeln! ung," „Mie zum Bankett , im Saal,

„Den Reſt verzehren felver wir,

„als wär's ein Höochzeitmal?«“ 17

„Und klingen laßt die Glaͤſer „Und Jubel ſchalle laut, X

„Die Gloken läutet all’, und ruft

„Geſundheit hoch der Braut

Und wie er ſagt ,mfo wird's BORD Die Gloken tönen vall!z'

Es flirten das Glas, und Jubel Fingt Mit mächt'gem Wiederhall.

Der Hauptmanır hoch am Berge ſteht „Ei Wetter! ruft er aus,

„Lebt doch das Wolf da unten noch „sn lauter Saus und Braus !“

Mit rechten Dingen geht's nicht" zu, „Woher denn Speif’ und Trant? " „Der Teufel hat die Hand im ‚Spiel, - „Und afft uns nur zum Scwanf

Er ruft!s, und ſchüchtern tritt zu ihm Ein Eleiner Dirtenfnab’

„Herr, bift der Prager Hauptmann du ? „Ich bring’ dir eine Gab“le«

„Als ich vorbei am Karlſtein zog, „Da rief ein Krieger mich, „Und gab mir da ein halbes Reh „Als ein Geſchenk für dich.“

„Er ſprach, vom neuen Paare fey’s, „Das heute ward getraut. „Es wünſchen dir eim gutes Mal „Der Braut’aam und die Braut.“

15

Den Hauptmann faßt ein Grauſen an, Kaum bält der Fuß ihm Stand,

Es fällt das Herz ihm in den Wanıms, Der Braten aus der Dan.

Und feinen Pragern ruft er ähnelt : „Auf, auf, von Karkitein fort, „Belagern will ich eh’ die Döu’, „Als diefen Zauberort I + bimm

Und noch vor Nadıt wird's leer, . Die Feinde fliehen bang,

Und nun erft ward’s in KRarlitein laut Bon fröhlichen Geſang.

So endet fröhlich auch mein Lied Bon Krieges Noth und Pein, Mein Iuftig Lied, mein luſtig Lied Dom ns und Schneiderlein.

Banderer. Fürwahr, ein drollig Lied, und droil’ger noch die wat⸗ Die es berichtet; Vor eines Narren tollem Rath. Dat fi) der hohe Held hinweg geflüchter. Doch ah, der Scherzgeſang, den mir ein Bettler Geige Mit ausgeftrefter Hand um eine Kleine Gabe, Sft er das Einz’ge, was herauf noch Flingt

Aus tiefem Zeitengrabe ?

Da, Alter, nimm den Dank, und lehre deine Lieder Bor deinem Tode noch den Enfel oder Sohn ; Dielleiht in frater Zeit —— ie dann wieder

Sn hellerm Ton.

14

R 11 PBEr? Auf der Thurmzinne.

Wanderer.

(mit dem Führer die Treppe heraufkommend und heraustretend,) Ha, was erblif’ ich jezt! Wohin foll ich mic) wenden, Wohin zuerft, wohin zulezt Mein wonnerfülltes Auge fenden ? Nun ſchweift es an den Bergen rings empor, Den wald’gen, die der Lüfte Blau begränzen, Nun wieder irrt ed fernhin, wo hervor Aus tiefer Schlucht des Flußes Wellen. glänzen. Die winz’gen Hütten unten im Gebüſche, Und bier der ſchroffe Stein Der Bad da, und der blum'gen Wieſen Friſche, Die Aeker dort in gold'nem Schein, Das Lichte, Dunkle, Blühende und Wilde Vereint zum wunderſchönſten Bilde! Und Sonne drüben mächtig hüllt ſie en Ins rothe Schlafgewand fih ein, Sn Falten gießt fih’s aus, doch mit, der ——— Blikt noch das freie Haupt in's Land hinein, Grüßt zu den Höh'n hinauf und zu den Tiefen nieder, Als wenn es ſagen wollt’: „Wir ſehn und wieder!“

(Hörnerklang.)

Ha, welde Töne! kenn' ich mich nicht mehr? Kenn’ ich die Zeit micht mehr, in der ic) ftehe? Mir däucht, ein Zug von Rittern ſprengt einher, Des Wächters Horn verkündet ihre Nähe; Auf fliegt das Thor o freud'ge Wiederkehr! Heil, König Karl! du biſt es, den ich ſehe, Und hundert Stimmen drunten jauchzend ſchallen: Herein ind Haus, herein in deine Hallen !

Führer.

Es ift heut Jagd bierum gewejen

An diefer Berge Hang,

Daf aus die Jagd, der Schüzen Reih'n ſich löjen, Das deutet nun der Börner Klang.

RM anderer,

Wo war ih? weit zurük verfezt In längft entſchwund'ne Zeiten, Das Wort des Staubes macht mich jezt Aus meinem Traume unfanft niedergleiten.

S$übrer. Hier ſaht ihr nur der Ausfiht eine Geite,

Dort drüben reicht fie ferner in die Weite, Biegt um die Efe bier, da follt ihr mehr noch ſchau'n.

W anderer. (auf die andere Seite der Thurmzinne tretend.) O herrlich, welche weit gedehnte Au'n! (Er bemerkt plözlich einen hen der, am Geländer lehnend, in die Schreibtafel ſchreibt. Zu ihm:) Ich ftöre euch vielleicht ?

Sremder. (Die Schreibtafel fchließend.)

j Ich bin zu Ende. Vergebt, daß eine Frag’ ih an euch wende,

Ich hört' euch lange,

Don wahrbaft edlem Drange

Begeiftert, ſchon Die ſchöne Ausficht preifen ; SIhr kommt, ſo ſcheint's, von weiten Reifen, Dabt viel geſehn und doch ihr ſeyd entzükt Von dem, was heute ihr erblikt.

16

Das zieht mich wahrlich hin zu euch, Wie felten ift Begeift'rung nun zu finden, Gewif, das Herz ift voll und reich, Das ſich fo fhön vermag zu Fünden. : Ihr ſeyd ein Maler wohl, denn was ihr ſpracht, war Bild, Von hellen Farben ganz erfüllt. Wanderer. Ich kann nicht malen, ich verſtehe nicht Den Pinſel regelrecht zu brauchen, Weiß nicht, wo Schatten, und wo Licht An einem Bilde hinzuhauchen; Doch ohne Pinſel und Palette Mal’ ich fo manches Bild mir in der Lüfte Raum, Sch tauſchte mit dem veichften Maler kaum, Wenn ich die Bilder all’ gebannt auf Leinwand hatte. Sn diefem Sinne mag ich Maler fern Doch ging ich eure Frage ein Mögt ihr auch mir nun, wer ihr feyd, befennen.

Fremde r. Mich wollen Viele Dichter nennen, Weil mir vergönnt, für das ein Wort zu finden, Was And’re ſchweigend nur empfinden. So hab’ ich eben jest, was ich empfand, gedichtet Sn einem Lied, an diefe Burg gerichtet; Doch ah, es fagt Fein Wort, was einen Bufen jehweilt, Zu reich ift die Gedanfenwelt, Und das Gedachte felbft erreiht die Rede nid.

Banderer. O last mich hören eu'r Gedicht!

Fremder. Ich kann's euch wahrlich nicht verſchweigen,

Ihr habt ein fühlend Herz, und ſolchen bin ich eigen. (tieöt:)

47

Karlftein, prangender Riefe, -

Der ſtolz in die Gauen ſchaut,

D daß ein Gefang dich priefe

Mit weithinfhallendem Laut !

D daß der verblichenen Sänger Chor

Mit Elingenden Harfen flieg’ empor,

Sn boben, begeifterten Weifen

Würdig euh Mauern zu preifen.

Gaufet vorüber, Stürme,

Vorüber zifhe, Bliz,

Berührt nicht diefe Thürme,

Des fürftlihen Weifen Si; ;

Denn ift auch Afche fein Gebein, Es ſchwebt fein Geift noch über dem Gtein,

Und unter den mächtigen Zinnen

Lebt feine Liebe noch innen.

Nahtigallen, ihr füßen,

Wenn her von Süden ihr zieht,

O wollet dies Thal begrüßen

Mit eurem erften Lied!

Ihr Schwalben umkreiſet zuerft dies Haus, Dann flattert in's weitere Land hinaus, Und zwitfchert auf Hütt’ und Pallaften Traut von den heiligen Reften.

Zwitfhert: „Wir fah'n im Lande

„Die herrlichſte Veſte ftehn,

„Ihr Männer, im Pilgergewande

„Mögt bin, fie feiernd, gehn;

„Dort flüftern die Lüfte von goldener Zeit, „Dort reden die Thürme von Herrlichkeit, „Von langevergefnen Tagen

„Werden die Steine euch). jagen.“

Monatſchr. I. Jahrg. 2

18

Und wenn fie dann wandernd Formen

Sn frohem eiligem Lauf,

Dann fpring’, o Pforte, den Frommen Mit luſtigem Knarren auf;

Hindurd laß al’ die Pilger in Ruh, Doch, fhütternd die Wände, donn’re zu, Begehret Einlag ein echter

Lächelnder Heimathverädhter.

Du Bau, bift feft geftanden

Sn Sturm und Zeitendrang,

Steh feft, ein Wächter den Landen,

Noch viel Sahrhunderte lang!

Doch naht einft nimmer dem Thor ein Gaſt, Den bheiliger Schauer vor dir erfaßt,

Dann berfiet, zerftürzet ihr Mauern! Niemand wird eucd, betrauern.

Wanderer.

(ihn umarmend.)

Sag an mein Herz di drüfen, fey mein Freund!

$remder.

Ein gleich) Gefühl halt ung vereint!

MW aidgefelle

(in der Ferne vom Berge herabkommend, fingt:) Das Feld wird grau, und ſchwarz der Hain, Das Thal von Nebel gefüllt, Gingft ſchon hinunter mit blaſſem Schein, D Sonne, du liebliches Bild? Doch kann dich mein Aug' auch nimmer ſeh'n, Im Schlafe, da träum' ich von dir, Und golden über den grünen Höh'n Der Wälder erfheinft du mir!

_—

‚Der heiligen Lidmila Marienbild,

Sage.

Von Prof. Joh. Aug. Zimmermann. 44æ44*—

J. Meiſter.

Saͤumſt du noch, und brüteſt, Burſche? Tritt den Blasbalg, ſchür die Kohle, Selber kommt die Fürſtin heute;

Sieht fie nichts am Werk gethan,

Sieht did dahlen an der Eſſe,

Raubft du felber dir das Lächeln

Shres holden Angefihts.

Gefelle. S'iſt mir feltfam doch zu Muthe, Schau’ id hier die Götter alle Wuſtig auf dem naften Eſtrich: Lada und die Babajaga, Perun, Swietowid und Ziwa Durdeinander wirr geftreft. Edles Gold und edler Stein Zeugen ihre alte Würde, Wie das Volk fie hochgeehrt ; Die ich Fnieend angebetet, Soll fie werfen in den Ofen, Daß in ungeftalte Klumpen Sie zergehn auf immerdar ?

Meifter. Thu's, mein Sunge, ohne Murren, S'iſt der Fürfin Hochbefehl.

*

2=

419

20

Hab ich länger doch als du

AU den Göttern freu gedienet;

Doch zerſchlug mein gutes Beil Manchen ſchon in breite Klöſſe,

Und nicht traf mir Perun rächend Mit dem Donnerkeil die Hütte; Feld und Garten ſpenden Aepfel, Kraut und Gerſte wie zuvor: Swietowid und Ziwa tragen

Beſſ'res nichts im Horn und Wagen.

Gefelle

Sieh die Lada, Honigfeim

Lacht aus ihren fuft’gen Augen, Welhrad war ver Siz ber Hulein, Und im Luſtmond war ihr et. Damals brannt ih für die Ratka, Spröd wie Eiſen war ihr Herz. Opfer bracht ich, weiße Tauben, Hatt' fie ſelber aufgezogen,

Bracht' fie flehend hin zu Lada,

Das fie ſchmelze Ratka's Her}. Sieh, kaum heb ih mich vom Boden, Mer belaufchte meine Bitte?

Ratka war’d, die Wange Feuer, Gluth im Auge, Gluth im Herzen, Mein war Ratka, mein zur Stunde, Meine Liebe, meine Luft.

Alſo ftillte Lada Gluthen,

Die mein Ingeweid verzehret,

Soll ih fie im Feuer röften ?

Meifter

Liebft heut diefe, morgen jene; Treu’ ift befier, denn Die Luft.

21

Hat's dich nicht erbauet, Sunge, Geftern, wie in Priefterd Hand Boyslaw und die jhöne Milka Treu’ fih ſchwuren bis in’s Grab? Losgefauft hat fie Lidmila

Don der Frohn leibeigner Sklaven, 30g fie beide auf zu Chriſten: immer flehten fie zu Lada,

Und wann liebten zwei fich heißer, Als der Boyslam und die Milka?

Gefelle. Hör ih Tritte im Gehöfte ? Sieh, die Fürftin eilt heran, Und was bringt fie in den Armen ? Soll ich meinen Sinnen trauen ? Iſt's Kroſilka, ihre Göttin, Die fie felbft bisher verfchont ? Und was tragt fie in der Linken? Eng am Herzen, tief in Schleiern? Sunfen ſprühet! flafre Lohe! Sauſend leket Flammenzungen Um die mürben Göttertrümmer; Mitleid iſt hier nicht zu finden, Muß auch die Kroſilka dran!

II. —A— Habt ihr mein Gebot erfüllet, Schmilzt der Truggeſtalten Wahn? Meifter Edle Herrin, nicht entfcheiden Kannft du mehr, wer Kifimora, Perun oder Babajaga, Ziwa oder Lada fey.

to 19

Lidmita. Recht, der Wahre ift der Eine, ALL die andern ſchuf ein Traum ; Alles hat und gibt der Eine, Neben Ihm hat Feiner Raum.

Gefelle. Fürftin, wollt ihr auch die Göttin, Die ihr hier im Arme traget, Schleudern in des Dfens Gluth? Sp i la Meineft du, ich wolle Fargen Mit dem eitlen Heidengut ? Wohl, du follft mir nicht verargen, Daß es nicht ſchon ſchmilzt der Gluth. Höre mich, ich will dir’s Fünden, Höre fromm, 8’ift Fein Gedicht. Als ich blind nod war mit Blinden, Mir nicht ftrahlte Chriſti Licht, Schritt der Herr ob ſchweren Sünden Mit dem Volk zum GStrafgeridt. Thau nicht fandte Er, nicht Regen, Giegelt zu der Bäche Born; Bon dem Lande wich der Gegen, Rings war Dede, Stein und Dorn. Leer ward jede Vorrathöfammer, Hungertod das Volk bedroht, Mid) erfaßte Angft und Sammer, Eteigend ob des Volkes Noth. Schlaflos auf der Lagerftätte Warf ich finnend mich umher, Wie ih mein, Gefinde rette, Lag mir auf der Seele fchwer. Da, erfhöpft von irren Sorgen, Traumt ich einen Wundertraum.

23

Eine Wüfte lag gebreitet,

Dhne Halme, ohne Baum;

Ad fie war fo leicht gedeutet: Böhmen war’, mein armes Land! Aber fieh, in Wolfen fihreitet

An der Dede dürrem Rand,

Hell ein Frauenbild, ein Knäblein Ruht ihm fill in Schooß und Hand. Wo fie geht, im Thal, am Hügel, Springt der Quellen ehrner Siegel, Springt der Flüſſe Felfenriegel, Quellen fprudeln, Bäche eilen, Schlängeln wogend durch die Flur, Rings ergrünet Thal und Hügel, Segen folgt der Göttin Spur. Staunend knie ih hin zur Erde, Staune zu dem Hort empor,

Nicht ift Lada’s die Geberde, Ziwa fpannet Dradenpferde Ihrem Sichelwagen vor;

Einer Jungfrau gleicht das Bild, Lieb und ernſt, hehr und mild; Iſt ſie Mutter jenem Knaben? Iſt er Kind, und ſo erhaben? Alſo frag ih, und erwache.

Eilig in dem heilgen Wald,

Unter jedem Säulendade,

Sub ih meines Traum’s Geftalt: Nirgends find ih, was ich fuche, Einer doch der weißen Götter Muß es feyn, des Landes Retter, Denkt mein blöder Heidenfinn,

Ind zur alten dürren Buche

Eil ih, zu Kroſilka hin,

Meiner Kindheit Schirmerin,

24

Dpfre, brünftig im Gebet,

Ihr die lezte Schale Meth. Sieh, da hebt fih Sturmesfaufen, Um die Himmel Wolfen braufen, Strömt ein reicher Regenguß ; Lechzend trinfet Au und Weiber, Schwellend fteiget Bach und Fluß: Reiche Ernte, Ueberfluß

Süllet wieder Heerd-und Scheuer So ward mir Krofilfa theuer!

®efelle.

Nun fo laßt fie zum Gedenfen Ferner noch in eurem Haus.

tidmile

Server Göze muß hinaus,

Einer nur Fann Sander tranfen! Taufhend Bild, mit eigner Hand Webergeb ich dich ten Flammen ; Schon zerfließet e8 dem Brand, Zehrend fchlägt die Gluth zufammen. Jezo Fenn ich beſſer Sene,

Die gerührt durch) das Gebet, Einer Heidin Sammertöne,

Gottes ewiges Erbarmen Wundervoll herabgefleht.

D wer wird ihr Bild mir geben, Cie und ihren ew’gen Gohn,

Wie in meiner Bruft fie leben,

Wie fie find am Sternenthron! Werd’ ich Fühner? Werd’sich ſcheuer? Sa, enthüllet fie, ihr Schleier ; Wie fie halfen meinem Volke Ruhend auf der Segenwolfe,

25

Wagte meine ſchwache Hand

Sie in Thon zu bilden.

Ah, erkennt ihr auch die Milden, Wie ich felber fie erfannt ?

Soll ihr Bildnig hell und gülden Strahlen fortan allem Land ?

Gefelle

Meifter, wie doch brauft die Flamme, Oder ift’3 das Erjgemifche ?

Funken fprüben, welch Geziiche ?

Aus den Tiegeln weldhes Sprudeln ! Helle Blafen! glüher Gift!

Rächet fih Krofilfa fhon?

Meifter.

Das ift wunderſawe Weife!

Seht, als wollt’3 den Topf verglafen, Ueberquillt des Erjes Brei;

Sah ih nie doch folhes Rafen.

Auch die Rohe, feht, die Flammen, Sinken wie erfchreft zufammen ; Fürftin, weicht der glühen Maffe, Daß die Brandfluth euch nicht faſſe.

Lidmila.

O ihr Blinden, ſeht die Straße Und die Richtung ſeht ihr nicht! Nach dem Bilde ſtill gezogen Kommt das Gold in hellen Wogen, Seht, wie die Gewalt ſich bricht, Seht, wie ſchon die Form ſich füllt, Mehr nicht, und nicht wen'ger quillt; Könnt ihr aus den glühen Töpfen So geprüften Maßes fihöpfen ?

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Faßt euch Staunen, faßt euh Schauer? D mid hebet heilig Ahnen!

Hör ih Stimmen, hör ih Mahnen ? Ewig ift des Bildes Dauer!

Stürzt in Gluth dein Haus zufammen, Schmelzen wirft du nie den Flammen; Wirſt Fein Raub der Mörderfchaaren, Did wird treu die Scholle wahren, Bis dir naht mit ftillem Pflug

Einft der Af’rer fromm und Flug.

D dann bringft du neuen Gegen, Boleslama wird dich hegen;

Taufend werden zu dir wallen

In der Andacht Morgengluth,

O erwefe Allen, Allen

Inngen Glaubens heilgen Muth !

27 Wie kam Eger an Böhmen?

Bon Wirthfhaftsrath Kropf. BE TI I E22 2 Se

Ohne von dem Dunkel vergebens Licht zu fordern, kann man ſicher annehmen, daß die Slawen auch dieſen Land— ſtrich bewohnten. Noch ſprechen Deutſche die alten ſlawi— ſchen Namen von Dörfern, welche von jenen erbaut wur—⸗ den, von Quellen, die jene tranken, unverftändlich aus.

Als das Prager Bisthum errichtet ward, ftand Eger bereit3 unter den Deutfhen, und blieb fo dem Regens— burger Bisthum zugetheilt.

Die Markgrafen von Vohburg follen, nach der alle gemeinen Angabe, Herren des Egerlandes gewefen feyn, und Diepolds Tochter Adelheid oder Adla (welche von Balbin unrichtig Mechtild genannt wird) foll Eger als Heirathsgut dem Kaifer Friedrich I. zugebracht haben. Allein Friedrich heirathete nicht als Kaifer ſchon die Adel- heid, fondern früher, und wenn ev fie ald Kaifer geheira- thet hätte, fo konnte Doch diefes Heirathsgut nicht dem Kaifer oder dem Neiche, fondern als ein Familiengut dem Hohenftaufifchen Stamme und namentlich der Linie Fried: richs zufallen.

Man häufet in der Verwirrung Widerfprüche, indem man bald das Jahr 1149, bald 1179 annimmt, wo Eger duch Heirath eine Reichsſtadt geworden feyn foll.

Friedrich gelangte 4152 zur Regierung. Er war 1479 längft von feiner Adelheid getrennt; denn bald nach feiner TIhronbefteigung war er mit der unfruchtbaren Ehe unzufrieden. Er Tieß fih zu Koftniz im großer folenner

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alfgemeiner Verfammlung der Fürften und des Hofes von dem Koftnizer Bifchofe Hermann nah dem Ausfpruche des Eardinals Johann Drfini und mehrerer Prälaten der nahen VBerwandtfchaft wegen feheiden. Die üble Auffüh— rung, fagt Dtto von St. Blafio, fey die Urfache zur Scheidung der Adelheid gewefen. Sie heirathete hierauf den Dierho oder Diethmar von Navensburg, des Kaifers Minifterial, einen fchwäbifchen Landfaffen.

Hätte fie Eger als Heirathsgut dem Friedrich zuge bracht, fo hätte ihr diefes auch wieder zurükfallen müſſen.

Durch Feine Urkunde ift bisher erwiefen, daß Eger dem Markgrafen von Vohburg Diepold oder deffen Toch— ter Adelheid gehört habe, und Bruſchius fagt ausdrüf- lich: „Als man zählte nach Chriſti Geburt 1179, ift Eger aus Liner fürftlichen eine Faiferlihe und Neichsftadt wor— den. Sft auch eine Faiferliche und Neichsftadt geblieben bey 136 Jahre“ (das wäre 1315).

Die Sahrszahl 1179 ſtimmt auf Feine Weife zu dem Heirathögute der gefchiedenen Adelheid von Vohburg.

Um diefe Zeit (1179) ereignete fich im deutfchen Reiche eine wichtige Begebenheit, Heinrich der Löwe, geächtet, verfor feine großen zertrümmerten Ländereien. Manches davon behielt der Kaifer Friedrich für fih, und fo nad) Gemeiners Chronik behielt er auch einen Theil von Sulz⸗ bad) und die Stadt Eger.

Nun erfcheint der Kaifer Friedrich aus dem Hohen ftaufifchen Stamme zum erften Male in Eger am 50. Mai 4485, und dann 1188 am 25. Dec, zum zweiten Male. Er feierte hier Weihnachten 1189, Eger heißt damals Egra civitas prope Boemiam, Sein Sohn, König Hein: rich, feierte hier Weihnachten 4190, 1192, und war 1193 in Eger. Im J. 1194 gab er von bier aus dem Klofter Waldfaffen Privilegien. Diefes that in der Folge auch Karfer Philipp aus dem Haufe Hohenftaufen.

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Daß Eger 14195 dem Kaifer gehörte, erhellt auch aus dem Pulfawa, da er fagt, daß der Bifchof Heinrich, welcher ſich für feine Verwandten dem Kaifer verbürgt hatte, als Geifel fich ftellte, quousque solutionem faceret aequa lance, qua necessitate coactus, fere integro anno partim in Egra partim in Imperatoris curia consistebat-

Der böhmiſche Herzog und Bifchof Bretislam ließ in feiner Krankheit, der Sicherheit wegen (tanquam ibi meliorem requiem habiturus), fich nad) Eger bringen 1197, wo er 1198 ftarb. Er war mit dem Hohenftaufifchen Haufe im beten Einvernehmen. (Der Cont. Cosm, fagt, daß er 1196 ftarb.)

Der König von Böhmen ftimmte mit für das Ho⸗ henſtaufiſche Haus und den Herzog Philipp 1498, 14199, und verhalf dem Philipp zur Kaiferswürde 1199, fiel aber von ihm 1202 ab. Sm J. 1205 (VIII. Kal. Maji) war Kaifer Philipp in Eger (data apud Egram). Der böh: mifhe König verwüjtete des Kaifer Philipps Länder, (Magna hostibus intulit damna 1204.)

Sm 5. 1205 begab fi) der böhmifche Herzog Otto— far I. zum Kaifer Philipp nach Eger, erklärte fih auf - Betrieb feines neuen Schwagers, des Herzogs Ludwig von Baiern, wieder für den Philipp (Rex Przemisl gra- tiam Philippi recuperat), und verlobte feinen Sohn Wen: zel mit des Kaifers Tochter Kunigunde 1207. (Cunegundis data est in matrimonium.)

ALS diefer Kaifer erinordet worden war (1208), trat nach vier Zahren der Kaifer Friedrich II. aus dem Haufe Hohenftaufen mächtig auf, Von Eger aus gab er 1215 die goldene Bulle für das deutfche Neich, gab dem Klofter Waldſaſſen Privilegien 1244 und (XIV. Kal: Dee.) 1219. Darin fommen die Ministeriales de Egra vor.

4225 im November gab König Heinrich von Eger aus dem Klofter Privilegien, und 1224 beftimmte er nad) Eger eine Fürftenzufammenfunft, (Quam rex ut de objectis sa-

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tisfaceret, ad proximam curiam Egre per sententiam evocavit). |

1229 gab der Kaifer Friedrich II. dem Heinrich Vogt von Plauen und deffen Sohne, welcher fi) durch Tapfer— feit und Treue wider die Feinde der Kirche in Paläftina als der erfte Anführer der Truppen ausgezeichnet hatte, die zum Egerlande gehörigen Derter Afch und Selb, welche des Kaifers Eigentum waren, zum Nuzgenuße mit dem Beifaze, daß fie ihren Erben verpfändet bleiben follten - (1232).

1252. Der König Heinrich am 1. Juli in Eger, gab dem Klofter Waldfaffen Privilegien von hier. Eben fo

1254 am 14. Juli.

1255. Am Tage Allerheiligen hielt der Kaifer eine Keichsverfammlung zu Augsburg: ubi rex Bohemorum affuit, recipiens ab imperatore decem millia marcarum pro parte Sueviae, quae jure haereditario suam uxorem contigit.

Diefe 10,000 Mark, wahrfcheinfich nicht ausgezahlt, fondern nur angewiefen, gaben den erften Grundftoff zu den Anfprüchen der Krone Böhmens auf die Stadt Eger; denn nach dem Franciscus hatte der König Wenzel meh— rere Schlöffer und Städte pfandweife im Beſiz: Imperator conabatur, ut sibi castra et civitates quasdam resigna- ret, qui rationabiliter praehabito consilio eum suis hoc facere recusavit.

Eger felbft war noch im Juni 1259 in der Gewalt des Haufes Hohenftaufen, weil fi Conrad IV., Kaifer Friedrichs getreuer Sohn, bier aufhielt; allein nachdem der Pabſt 1259 den Bannfluch wider den Kaifer Fried: rich II. ausgefprochen hatte, meigte fich auch der König Menzel aus alter Ehrfurcht zu der Partei des Pabſtes. Der bedrängte Kaifer fchrieb einen wider den Pabſt lau— tenden Brief an den Köntg von Böhmen 1240. Der raft: loſen Thätigkeit des redlichen Hohenftaufifchen Sohnes,

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des Königs Conrad, gelang es, einen Reichstag zu Eger zufammen zu bringen, wo nad) Gemeiners Chronik die meisnifhen, fächfifhen und brandenburgifchen Fürften er— fehienen, und wo König Wenzel wieder zu der Faiferlichen Partei übertrat. Als der Pabft den Kaifer 1245 abfezte, fanden die geiftlihen Borfchläge bei dem Könige Wenzel noch Fein Gehör (1246).

Schon 1247 erklärte der Pabſt, daß jeder recht— mäßig alle Güter Friedrihs nehmen und behal— ten könne. Diefes reizte die Habfucht. Der Kö— nig Wenzel war wieder auf die päbftliche Partei getreten, und wählte mit den Gegenfaifer Wilhelm von Holland (1247 am 4. Dct.). Dagegen war der Sohn des Königs, Markgraf Premysl Dttofar für die Hohenftaufen, woraus der Aufftand in Böhmen erfolgte, der zum Nachtheile die: ſes Ihronerben und feiner Anhänger ausfiel.

Daß der Unfrieden zwifchen dem Pabſte und dem Haufe Hohenftaufen die wahre Urfache des Aufruhrs in Bohmen und des Krieges zwifchen Vater und Sohn war, erhellt aus mehreren Stellen. Gelbft der Continuator Cosmae zeigt diefes dadurch an, daß der Vater für das neugewählte deutfche Oberhaupt und den Pabſt, dagegen der Kronerbe wider diefelben war: Rex mandans univer- sis ecclesiae pragensis Dioecesis Praelatis et Canonicis ut infra octo-dies sibi occurrant, pro viribus suis sibi assistere non obmittant, dato super eodem ne gotioaDomino Papa Innocentio IV, exse- eutore Domino Misnensi Episcopo quod si Praelati et non curassent regi occurrere et eidem pro viribus assistere, excommunicatione plecterentur et suis beneficiis tandem privarentur. Supereodem etiam negotio literanovi Regis Alemanorum si- milem poenam continens fuit oblata,

Die Möglichkeit, daß fich der König Wenzel, in der Seindfhaft wider das Haus Hohenftaufen, das angräns

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zende Eger zueignete, vieleicht damit fich ſchadlos halten wollte, iſt nicht zu läugnen; und die Angabe des Hagek, Eger fey bereits 4249 in der Gewalt der Böhmen unter dem Heren von Krafykow geftanden, nicht unwahrfchein- fih, um fo mehr, als 1251 Böhmen einen verderblichen Krieg mit dem Herzoge Dtto von Baiern, dem Freuen Freunde der Hohenftaufen,, führte. Der Continuator Cosmae fagt: Wenceslaus rex Boemiae processit ad ex- peditionem versus Bavariam cum multo exercitu‘ et Filius ejus cum omni exercitu intravit Bavariam et magnam partem ejus vastavit. Tandem treugis inter- positis cum duce Bavariae supplicante ad Kal. Maji re- _ versus est ad propria.

Sm J. 1252 wurde König Conrad (aus dem Haufe Hohenftaufen) auf dem Neichstage des Herzogthums Schwaben entfezt, er felbft ftarb aber 1254, und Verwir— rung unter den Hohenjtaufifchen Getrenen herrfchte, beſon— ders in Baiern, Hier war Herzog Otto geſtorben, und durch die Theilung erhielt der Sohn Herzog Heinrich den Theil bis an den böhmifchen Wald, der num von der Ho— benftaufifhen Partei abtrat (1255). In diefe Zeit Eönnte die Aeußerung Aventins fallen, da er fagt: Henricus (dux Bavariae) in Bohemiam ad regem pergit, foedus et amieitiam diplomatibus et jure jurando confirmat, in- ter revertendum hortatu Bohemi Egram inva- dit, Bohemiaeque regno in clientelam di- cat. Wäre Hageks Angabe richtig, fo müßte Eger aus der Gewalt des böhmifchen Königs wieder genommen wors den ſeyn.

Die Stadt Eger hat nach dem Tode des Königs Conrad IV. deffen Sohne Conrad, gewöhnlich Conradin genannt, gehört. Diefer unglükliche Erbprinz war erft 2 Jahre 2 Monate alt, als der Vater K. Conrad ftarb, wurde am bairifchen Hofe bei dem Bruder feiner Mutter,

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dem Herzoge Ludwig, aufgezogen, während man fich an feinen. Erblanden vergriff.

Zwar bejtätigte der Pfalzgraf am Rhein, Herzog von Ober-Baiern, Ludwig, wo Gonradin erzogen wurde, die Privilegien der Stadt Eger, Als 1257 Böhmen und Baiern über die Kaiferwahl zerfielen, drang der König Ottokar II. feindlich in Baiern ein. Obſchon er mit Schande zurükziehen mußte, ſo gibt doch Balbin das Jahr 1257 an, wo Eger von den Böhmen erobert worden iſt. Dieſes gewinnt Wahrſcheinlichkeit, weil Pulkawa auf dieſe Zeit (ſollte Auguſt 1257 heißen) angibt, der K. Ottokar habe